15 Aug Stelle Deine Vorstellungen über das Alter frühzeitig auf den Kopf und lasse das Leben fließen
Vor Kurzem las ich ein Interview, das mit einer bekannten deutschen Schlagersängerin geführt worden war. Je älter man werde, so sagte sie, umso mehr müsse man sich auf die inneren Werte reduzieren, weil äußerlich der Lack irgendwann ab sei.
Eine Sichtweise, die oberflächlich betrachtet real und logisch erscheint. Aber eben nur oberflächlich. Denn wenn wir erst dann anfangen, uns auf unsere inneren Werte zu besinnen, wenn die äußere Makulatur geschwunden ist, dann ist irgendetwas schiefgelaufen. Erst recht, wenn man die Besinnung auf diese Werte als ein „Reduzieren“ bezeichnet.
Leider betrachten die meisten Menschen das Leben ab irgendeinem Zeitpunkt, ab dem 60. Geburtstag oder ab dem Renteneintritt, als eine ganz „andere“ Lebensphase, als etwas, das sozusagen abgespalten ist vom spannenden, gesunden, aktiven Leben davor. Das LEBEN aber führt kein Messer mit sich, um sich selbst am 60. Geburtstag entzwei zu schneiden.
Das Leben IST. Und wenn wir es nicht zerteilen, fließt es als lebendiges SEIN, kontinuierlich, von jetzt bis dann.
Wenn wir das Leben in „jung gegen alt“ einteilen oder in ein „vor der Rente, nach der Rente“, so mag das biologisch korrekt und wirtschaftlich gesehen logisch sein. Es hat aber nichts mit unserem wahren Kern zu tun, mit unserem SEIN als Mensch.
Denn seiner tieferen Bedeutung nach will das Leben für uns nur eins: dass wir uns weiterentwickeln, uns stetig vervollkommnen, damit wir zu dem werden, was wir in Wirklichkeit sind. Das Leben will sich aufwärts entwickeln, nicht abwärts.
Je authentischer wir darin sind, unser wahres Sein zu leben und der Welt das Beste von uns zu geben, umso mehr leben wir dieses „aufwärts“. Das Alter kann dann weder ein Knick im Leben sein noch eine separat unerfreuliche Lebenskategorie.
Es geht somit nicht um jung oder alt, es geht um die LEIDENSCHAFT für das LEBEN.
Das ist das Geheimnis, das es zu entdecken gilt.
Wenn das Thema dich anspricht, dann überlege dir doch in einer Mußestunde, wie DU das Alter siehst. Siehst auch du es als etwas an, das „später“ kommt und irgendwie mit Deinem jetzigen Leben noch nichts oder nicht viel zu tun hat? Siehst auch du es als unvermeidliche Abwärtskurve? Dann finde heraus, woher diese negative Sicht kommt.
Wenn du Lust hast, kannst du dir auch folgendes Phantasie-Szenario ausmalen:
Du lebst in einem Land, in dem es keine Kalender gibt. Alter als Jahreszahlen kennt man da nicht und es gibt somit auch kein Rentenalter. Es gibt außerdem in diesem Land die Regel, dass jeder genau das tut, was er gern tut und was seiner Bestimmung entspricht. Und er kann dies tun, solange er will und wird erst dann damit aufhören, wenn er selbst es für richtig hält.
Wie würdest du dein Leben in so einem Kontext empfinden?
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