18 Mai Willst du dazugehören oder du selbst sein?
Seltsame Frage, denkst du nun vielleicht. Ich bin doch „ich selbst“ und natürlich gehört man immer irgendwie dazu. Worin soll da der Widerspruch liegen?
Der Widerspruch zeigt sich dann, wenn dein Wunsch, du selbst zu sein, nicht mehr mit dem Dazugehören vereinbar ist, weil andere es nicht akzeptieren können oder wollen. Du willst deinen gutbezahlten Job kündigen, um Ökobauer zu werden, du hast vor, dein Haus zu verkaufen, um auszuwandern, willst nicht mehr jeden Sonntag die üblichen Familienbesuche machen oder verliebst dich wie ein Teenager, obwohl das „zu deinem Alter nicht mehr passt“… Je weiter dein Authentischsein von der Norm entfernt ist und je konservativer dein persönliches Umfeld ist, umso größer der Verlust an Bestätigung und Anerkennung, den du wirst verkraften müssen, umso schmerzlicher die Entscheidung.
Dass wir es anderen „recht machen müssen“, dazu sind die meisten von uns erzogen worden. Zur Gesellschaft dazuzugehören, hat überall einen enorm hohen Wert, selbst dort, wo und auch dann, wenn die „Werte“ der Gesellschaft höchst fraglich sind.
So entscheiden sich an diesem Punkt letztendlich die meisten dafür, dazuzugehören und verzichten auf das, was sie gern sein, sagen oder tun möchten. Weitaus weniger Menschen entscheiden sich für sich selbst und nehmen den Verlust an Anerkennung – an „likes“, wie wir heute das Beliebtsein gern umschreiben – hin.
Wenn du an einem ähnlichen Punkt stehst und nicht weißt, wofür du dich entscheiden sollst, dann frage dich, welchen Wert für dich Freiheit hat. Den Wert erkennst du daran, was du bereit bist, dafür aufzugeben.