05 Apr Immer wieder Corona – es gibt derzeit kaum ein anderes Thema…
Als kreativer Mensch, die ich gern auch mal die Sprache eigenmächtig verändere und neue Worte kreiere, würde ich sagen, wir werden derzeit „coronisiert“.
Egal welches Medium man aufschlägt oder einsieht: DAS ist das Thema schlechthin.
Verrückt daran ist nur, dass uns etwas im Griff hat, das es unter normalen Umständen nicht einmal geschafft hätte, in unser Bewusstsein zu dringen. Oder haben wir uns etwa bei der letzten Grippewelle in Schutzanzüge geworfen und zu Hause verbarrikadiert?
Nein, ich will nicht die reale „Gefahr“ herunterspielen, die dieser Virus für manche Menschen hat, ich möchte nur jene unterstützen – darunter auch viele hochrangige Mediziner –, die immer wieder sagen: Da läuft etwas schief, Daten werden falsch oder nicht gründlich genug differenziert dargestellt, die Kausalität wird nicht genügend beachtet. Als Evaluatorin von Projekten der Entwicklungshilfe muss ich in jedem von mir geprüften Fall die Kausalität für den Erfolg oder den Misserfolg nachweisen. Kausalität bedeutet: Hat genau DIESE Maßnahme den Erfolg oder Misserfolg herbeigeführt.
Kausalität im Falle des Virus würde bedeuten: War der Virus DER Grund dafür, dass jemand gestorben ist? Nur dann nämlich dürfte man sagen oder schreiben: Es sind so und so viele Menschen AN Covid-19 gestorben.
Damit wir uns auch hier nicht missverstehen: Ich möchte den tragischen Umstand nicht herunterspielen, dass jemand verstirbt, weil der Virus dazu beigetragen hat. Wie viel Schuld den Virus jedoch im Einzelfall wirklich trifft, bleibt weitestgehend dahingestellt. Je mehr „Schuld“ wir ihm aber dabei zuweisen, umso ängstlicher werden wir.
Korrekt(er) wäre es, wenn zumindest allen derzeitigen Todesfällen in einer Gemeinde immer auch die Sterbestatistiken der letzten Jahre gegenübergestellt würden, sowie: die Sterbestatistik der letzten großen Grippewelle. Das würde einiges am Schrecken relativieren.
In manchen Fällen mag die neue Statistik trotz allem höhere Zahlen aufweisen. Vorsicht aber auch bei dieser Schlussfolgerung: Sie berücksichtigt etwas nicht, das Psychologen, Therapeuten oder Seelsorgern durchaus bekannt ist, dem jedoch Wissenschaftler und Statistiker selten eine Bedeutung beimessen. Hierzu eine Parabel aus alten Zeiten, die mir letzthin ein Freund erzählte und über die nachzudenken sich lohnt:
Ein alter Mann begegnete einst auf der Straße dem Tod. Wohin gehst du, fragte er diesen. Der Tod antwortete: Ich gehe nach Bagdad, dort soll ich 5000 Menschen holen. In der Tat traf eine Seuche die Stadt und viele Menschen starben. Ein Jahr später begegnete der alte Mann dem Tod zufällig erneut. Entrüstet ging er auf diesen zu: Du hast gelogen, sagte er. Du wolltest 5000 holen, hast dann aber 50 000 mit dir genommen. Der Tod sah ihn lächelnd an und erwiderte: Ich habe nur die 5000 geholt, die ich holen sollte. Die anderen 45 000 sind an Angst gestorben.